Donnerstag, 23. Mai 2013

amarapura.

Nach drei Stunden irregulaerer Verben und einem Restaurantdialog haben wir die Jungs gestern vom still sitzen erloest und machten uns nach dem Mittagessen auf den Weg unseren Lieblingsburmesen Mister Morris zu treffen. Fast jedes Mal, wenn wir auf die Strasse gehen, hoeren wir schon von weitem ein "Hello. How are you today? Happy?" und dann quatschen wir meist ein/zwei Minuetchen mit ihm. Das letzte Mal erzaehlten wir von unserern Plaenen nach Amarapura zu fahren, um uns dort ein bisschen umzusehen und er bot sofort an uns zu begleiten, da er immerhin seit 30 Jahren dort lebt und uns herumfuehren koenne. Er faehrt die Strecke jeden Morgen und jeden Abend eine Stunde mit seinem Fahrrad. Respekt. Da haben wir uns gedacht, wen, wenn nicht ihn, sollten wir bei diesem Trip dabei haben wollen? Zumal er bestimmt auch eine Idee haette, wie man nach 18 Uhr noch zurueck nach Mandalay kommt. Hier ist es naemlich so, dass nach Sonnenuntergang eigentlich kein oeffentlicher Bus mehr faehrt und man auf ein "teures" Taxi angewiesen ist. Mister Morris versprach das alles fuer wenig Geld zu regeln. Perfekt. Wir zahlten also umgerechnet einen halben Dollar fuer die Hinfahrt, sein Ticket haben wir natuerlich mitbezahlt, und huepften in einen Pick Up. In diesen Pick Up Bussen haben circa zehn Leute Platz ordentlich zu sitzen. Meistens sind aber mindestens doppelt zo viele Menschen plus unterschiedlichste Dinge an Bord. Man rueckt sehr eng zusammen. Wer jung und mobil ist steht. Kinder sitzen auf dem Schoss, Tiere werden unter den Fuessen verstaut und wenns sein muss hat auch noch ein Zentner Reis irgendwo Platz. Keiner scheint irgendwie auch nur ansatzweise gestresst zu sein. Ein gewoehungsbedueftiges Transportmittel, aber garantiert frei von anderen Touristen. Es ist ein absolutes Erlebnis und wir fuehlten uns, wie schon etliche Male zuvor hier in Myanmar, von den Einheimnischen eher erwuenscht als nervend. So waren wir nun auf dem Weg nach Amarapura. Unter mir zu meinen Fuessen guckte ein Gockel aus einem Korb heraus und gab gelegentlich ein paar Laute von sich, wenn der Bus zu heftig in staubige Schlagloecher bretterte. 



Der Fahrtwind wirkte kurzzeitig sogar ein bisschen erfrischend und die Burmesin neben mir hatte Gefallen daran Photos auf meiner Digitalkamera anzuschauen. Ich fuehlte mich wohl.



Nach circa 45 Minuten Fahrt und einem kleinen Zwischenstopp auf halber Strecke erreichten wir nun unser Ziel und hatten ueberhaupt keine Ahnung, wo wir haetten lang laufen muessen. Mister Morris lohnte sich schon das zweite Mal nach der guenstigen und lustigen Hinfahrt. Er fuehrte uns durch die sandigen Gassen und von allen Seiten konnte man ein monotones Klappern wahrnehmen. Er erklaerte uns, dass dies von den Holzwebstuehlen kaeme, die in fast jedem Haushalt bedient werden. In Amarapura lebt fast jede Familie von der Herstellung teurer, hochwertiger Longyis. Longyis sind lange Gehroecke, die auf eine bestimmte Art und Weise auf Huefthoehe zusammengeknotet werden und die jederzeit, zu jedem Anlass sowohl von Maennern als auch von Frauen getragen werden. Maennerlongyis sind meist kariert und in gedeckten Farben, wohingegen Frauenlongyis bunter und luftiger sein duerfen. Bis zum Knoechel gehen allerdings beide. So konnten wir waehrend unseres Ausfluges auch in eine Fabrik reinschauen und den Frauen und Maennern beim Weben ueber die Schulter gucken.


Im Gegenueberliegenden Geschaeft konnte man das Hergestellte dann fuer nicht wenig Geld kaufen. Kunden sind entweder reichere Burmesen, die sich einen Festtagslongyi goennen oder europaeische Touristen, die nach einem ganz besonderen Mitbringsel suchen.

Bevor uns Mister Morris zur U Bein Bruecke, der Hauptattraktion Amarapuras, bringen sollte, fragte er, ob wir etwas dagegen haetten, einen kurzen Abstecher zu ihm nach Hause zu machen. Seine Frau kann aufgrund einer Herzerkrankung nicht viel laufen und wuerde sich sicher ueber Besuch freuen. Wir stimmten zu und als wir sein Haus betraten, wurde uns erst bewusst, welche Ehre uns zuteil wurde. Wir wurden sehr liebevoll empfangen und uns wurde sofort versiegeltes Flaschenwasser angeboten. Einheimische trinken hier ausschliesslich das normale Wasser aus der Leitung, was fuer unsere europaeischen Maegen ein nicht zu verachtendes Risiko darstellt. Uns Besuchern wurde also nur das Beste angeboten. Mister Morris zeigte uns Bilder von seiner Familie und erzaehlte stolz von seinen Enkelkindern. In diesem Bambushaus zu sitzen, umgeben von Bildern strahlender Gesichter, gab mir ein unglaublich warmes Gefuehl. 



Nachdem wir uns auch noch mit Bananen staerken durften, machten wir uns auf den Weg zum See. Wir besichtigten noch eine Pagode, deren Buddhastatue mindestens 15 Meter hoch war und wir liefen beeindruckt durch die heilige Halle. 

Danach war es endlich so weit: Wir kamen an den See, ueber den die groesste Teakholzbruecke der Welt fuehrt. Sie ist circa 1,2 Kilometer lang und Menschen aus aller Welt kommen hier her, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. 



Mister Morris gab uns 90 Minuten Zeit, um alleine bis ans andere Ufer zu schlendern, Photos zu machen und die Atmosphaere zu geniessen. Ein unglaublich schoenes Panorama bot sich uns. Im seichten Wasser waren unzaehlige Voegel und ein paar Ochsen zu sehen, die sich an einer Erfrischung erfreuten. Vereinzelt glitten kleine Fischerboote vorbei und nicht wenige Einheimische schwammen und fingen Fische mit den Haenden, die sie in ihren Longyi sammelten. Wir haben natuerlich photographiert bis zum geht nicht mehr, aber den Moment auf dieser Bruecke zu stehen, den leichten Wind am Koerper zu spueren und von dieser Wahnsinnskulisse umgeben zu sein, kann man wahrscheinlich nur in sich selber so intensiv abspeichern.



 


Nachdem die Sonne unterging, fuhren wir gluecklich und zufrieden mit einem wesentlich leereren Pick Up zurueck nach Mandalay. Es war ein wirklich toller Tag.



// Valentina

PS: Ein drittes Internetcafe gibt erneut Hoffnung :D Bilder konnten wir nun nachtraeglich einfuegen.