Wieder
einmal dauerte es ein bisschen laenger, bis ich mich aufraffen konnte einen
neuen Blogeintrag zu verfassen. Aber hier nun endlich ein Update.
Der
Aufenthalt in Saigon gestaltet sich komplett anders als zuvor in Myanmar,
Thailand und Hanoi, was dazu fuehrt, dass wir abends entweder ziemlich
erschoepft ins Bett fallen, oder etwas mit den anderen Voluntaeren unternehmen.
Das erste Mal in zwei Monaten verbringen wir eine laengere Zeit mit anderen
Leuten in mehr oder weniger unserem Alter und so nett es auch ist Gesellschaft
zu haben, fehlt mir etwas Privatsphaere mittlerweile schon deutlich. Inzwischen
hausen wir zu siebt in einem Zimmer und obwohl ich mit niemandem ein Problem
habe, sehne ich mich gerade sehr nach etwas Ruhe.
Nach
unserem Start im Kinderheim wechselte ich nach der ersten Woche in das medical
program und Ling fing an hier am College Englisch zu unterrichten.
Ich war
ziemlich gespannt auf das Krankenhaus und was mich dort wohl erwarten wuerde.
Leider muss ich sagen, dass ich ziemlich enttaeuscht von dem Projekt bin und
auch nicht ganz verstehe, warum Voluntaere dort hingeschickt werden. Natuerlich
ist es interessant zu sehen, wie es in einem vietnamesischen Krankenhaus so
zugeht, aber ich hatte mir erhofft etwas dazuzulernen oder zumindest irgendwie
helfen zu koennen. Das einzige was uns in der Klinik gestattet ist, ist das
Zusehen bei Physiotherapie und der Zugang zum OP. (Da es ein orthopaedisches
Krankenhaus ist, spezialisiert sich alles auf Unfallversorgung,
Fehlstellungskorrekturen und Rehabilitation, wofuer man meiner Meinung nach
auch eine Vorliebe haben muss^^)
Das
groesste Problem ist die Verstaendigung, da so gut wie niemand englisch spricht
und einem dementsprechend nicht viel erklaert wird. Manche OPs finde ich
wirklich sehr interessant, aber wenn man das Gefuehl hat nur im Weg zu stehen
und man sowieso niemanden fragen kann, was gerade wofuer gemacht wird,
erscheint einem die ganze Sache doch etwas sinnlos. Witzigerweise habe ich
jetzt schon nach 1,5 Wochen ein Zertifikat vom Krankenhaus erhalten, welches
besagt, dass ich einen dreiwoechigen Kurs in orthopaedischer Behandlung und
Rehabilitation absolviert habe. Haha.
Die
hygienischen Verhaeltnisse in der Klinik sind, wie schon befuerchtet,
katastrophal und ich rate wirklich niemandem sich hier operieren zu lassen. Ein
OP-Bereich in dem die "sterilen" Laken am Boden zusammengefaltet
werden und in dem es Haendedesinfektion nur fuer die Chirurgen gibt, sollte,
zumindest als Patient, wirklich gemieden werden.
Wie dem
auch sei, der 25 minuetige Marsch zwischen College und Krankenhaus, in der
bruetenden Hitze, an der Hauptstrasse entlang, viermal am Tag (morgens zum
Krankenhaus, mittags zum College-Lunch, nachmittags zurueck zum Krankenhaus und
2,5h spaeter wieder zurueck zum College) erscheint mir zumindest als
ordentliches Workout ;)
Soweit
ich mibekommen habe gefaellt Ling das Unterrichten hier allerdings ganz gut und
fuer sie hat sich der Wechsel auf jeden Fall auch gelohnt. Das ist ja schon mal
was.
Die
anderen Voluntaere sind fast ausnahmslos Englischmuttersprachler und ich bin
gezwungen permanent nicht deutsch zu sprechen. Das ist natuerlich eine gute
Uebung, aber in einer grossen Gruppe sticht man natuerlich mit deutschem Akzent
deutlich heraus, was mir doch manchmal relativ unangenehm ist. Die meiste Zeit
jedoch kuemmert es mich nicht und ich plappere meine schraege Grammatik
unverbluemt in amerikanische, kanadische, britische oder australische
Gesichter. Verstehen tun sie mich offensichtlich ;)
Letzte
Woche sind wir alle zusammen in eine Karaokebar gegangen
und im Anschluss daran
betraten Ling und ich, das erste Mal nach mindestens zweimonatiger
Tanzabstinenz, mal wieder einen Club. Ich muss wirklich sagen, dass mich
ueberrascht hat wie ausgelassen die jungen Vietnamesen feiern koennen und das
"Maedchen-zahlen-keinen-Eintritt-und-keine-Getraenke-Prinzip" sollte
sich ruhig mal in Deutschland durchsetzen.
Ich
hatte einen lustigen Abend :)
Die
Studenten hier haben ein aussergewoehnliches Interesse an uns
"Westlern" und nutzen jede Gelegenheit um ins Gespraech zu kommen.
Die Voluntaere die hier unterrichten, inklusive Ling, haben innerhalb der
letzten Wochen alle bestimmt schon ueber ein Dutzend neuer vietnamesischer
Facebookfreunde und sie werden regelmaessig gebeten, mit zehn Millionen
Victory-Fingern im Hintergrund, vor dreizehn Millionen Handykameras zu
posieren.
So kam
es auch, dass wir am Freitagabend von Tom und Mary, zwei angehende
Restaurantmanagern, in den District 1 (das kulturelle Zentrum und der Ausgeh-
und Backpackerbezirk) zum Abendessen eingeladen wurden.
Die Kommunikation war
durch das Englischlevel der Beiden zeitweise etwas schwierig, aber wir hatten
trotzdem alle einen sehr netten Abend und ich habe nun einen zwanzigjaehrigen
vietnamesichen Verehrer :D
Fuer letzten
Samstag nahmen wir uns das Mekong Delta vor und der Preis von umgerechnet 7
Euro fuer einen kompletten Tagesausflug inklusive Bus, Boot, Wasser, Fruechten
und Lunch, entzueckte uns sehr. Wir hatten ausserdem Glueck mit dem Wetter und
der Monsoon setzte erst ein, als wir schon auf dem Rueckweg waren.
Wir
fuhren mit kleinen Booten von Insel zu Insel,
besuchten eine Bienenfarm,
bestaunten die bluehende Vegetation und sahen zu, wie Einheimische
Coconut-Candy herstellen.
Fuer mich waren die Kanufahrt durch den Dschungel und
der Kuschelmoment mit einer Python die absoluten Highlights.
Ein
wirklich gelungener Tagesausflug.
Zudem
habe ich es auch mal wieder genossen nur mit Ling und keiner grossen Gruppe
unterwegs zu sein.
Den Rest
des Wochenendes entspannten wir im College und mir gefiel es sehr zur
Abwechslung mal am Sonntag auszuschlafen und einfach gar nichts zu machen.
Das
Entspannungsfeeling hat mir gleich so gut gefallen, dass ich ich mich am Montag
dazu hinreissen liess, mit meinen Krankenhausvoluntaeren den Nachmittag im OP
zu ueberspringen und lieber ein anstaendiges Spa zu besuchen. Kann man schon
mal machen, schliesslich ist es unsere letzte Woche hier. 90 Minuten "Full
Body Massage with hot stones and relaxation oil" fuer weniger als umgerechnet
18 Euro. Peng Peng.
Nun
liegen noch drei Arbeitstage in Saigon vor uns und am Sonntag gehts schon nach
Kambodscha.
Ich bin
wirklich sehr gespannt auf unsere letzte Station und kann es kaum fassen, dass
nur noch knapp 5 Wochen in Asien vor uns liegen.
Das Abenteuer
steuert langsam dem Finale entgegen.
Wahnsinn.
// Valentina