Samstag, 11. Mai 2013

mingalaba aus mandalay.

So schnell ist die Zeit um und Yangon liegt schon scheinbar ewig hinter uns.

Am Donnerstag fuhren wir am Morgen zur Shwedagon Pagoda und oh Gott - es ist unbeschreiblich. Sich Bilder davon anzusehen bedeutet quasi nichts. Myanmar wird nicht umsonst das goldene Land genannt. Sich vorzustellen, dass dieser gesamte Tempel aus purem Gold besteht und Menschen ueber Generationen daran gebaut haben, ist einfach nicht zu greifen. Selbst jetzt, nachdem ich es selbst gesehen habe, kann ich es nicht fassen.


Danach ging es in den People's Park, in welchem Aung San Suu Kyi ihre erste Rede gehalten hat. Sie kaufte den Park, nicht etwa, um daraus Profit zu schlagen, sondern damit er von Menschen besucht werden kann um Spass zu haben. Eben ein Vergnuegungspark.


Es war schon wieder eine voellig andere Welt und ich kann es nicht ganz verstehen, wie Yangon so viele voellig unterschiedliche Seiten in sich vereinen kann. Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich es begreife, werde ich eines besseren belehrt.


Nach einigem Herumschlendern fuhren wir zurueck in unsere Gegend und liessen es uns mit einem Zuckerrohrsaft am Strassenrand gut gehen.
Auch der Abend war sehr lustig. Wir sassen mit Anouk, einer Schweizerin, auf dem Balkon und dann kam Tom noch dazu und wir erzaehlten und lachten und tranken Bier. Ein toller Ausklang fuer meinen bisher schoensten Tag und ich muss sagen, dass der Massstab nun sehr hoch ist.

Der gestrige Tag war der wohl mit Abstand aufregendste. Am Morgen gingen wir auf einen riesigen Markt, auf dem Schmuck, Kleidung, Schnitzereien und allerlei anderes verkauft wurden. Ein circa acht jaehriges Maedchen kam zu uns, um Tom Postkarten zu verkaufen. Valentina und ich lehnten von Anfang an ab. Er sagte, er wolle eine, aber sie wollte ihm nur fuenf verkaufen. Ein anderes Geschaeft sei nicht moeglich. Schliesslich bot er an drei zu kaufen. "Nein, fuenf!", sagte sie in perfektem Englisch. Sie war unglaublich intelligent und mich wuerde nicht wundern, wenn sie eine Aerztin oder Forscherin werden koennte. "Warum bist du nicht in der Schule?", fragte Tom. "Jeder Tag ist schulfrei", antwortete sie. Die Eltern koennen sich die 50 Kyat pro Woche (etwa 40 Cent) nicht leisten, um sie zu einer oeffentlichen Schule zu schicken. Stattdessen verkauft sie mit ihren Geschwistern auf dem Markt Karten, Faecher, Bilder und aehnliches. Sobald die Polizei kam, rannten alle sofort davon. Obwohl Kinderarbeit in Myanmar erlaubt ist, haben die Kinder keine Lizenz zum verkaufen und koennen von der Polizei eine Verwarnung bekommen und hohe Bussgelder. Sie versuchte Tom bestimmt eine Stunde zu ueberreden und in der Zeit lief sie vier Mal vor der Polizei davon. Beim letzten Mal hatte Tom eingewilligt und daher ihre Karten. Es war klar, dass wir sie suchen wuerden, um sie ihr wiederzugeben. Es entwickelte sich eine kleine Verfolgungsjagd und wir waren alle drei ganz schoen angespannt, ob wir sie finden wuerden, oder opb die Polizei sie aufgegabelt hatte. Schliesslich ging aber alles gut und Tom hat sich zu vier Karten bequatschen lassen (;
Danach liefen wir zum Fluss. Ich war recht gespannt darauf, weil ich Wasser so mag, aber nachdem wir eine Stunde in der heissen Mittagssonne herumstiefelten (und uns mit einem Erdbeershake erfrischten) wurde ich bitte enttaeuscht. Der Fluss ist eine schmutzige, braune Suppe und ich habe mich das erste Mal seit meiner Ankunft bin Myanmar gefuehlt, als sei ich an einem Ort mit schlechter Energie.


Nach dem Abendessen war es dann Zeit abzureisen.


Das letzte Mal hat Tom zum Busbahnhof mit dem Taxi 40 Minuten gebraucht. Als wir aber nach 60 Minuten noch immer nicht da waren und der Fahrer mit etwa 35 km/h vor sich hintuckerte, wurden wir unruhig. Man muss eine Stunde vor Fahrtantritt am Bus sein und wir hatten keine Ahnung wo wir waren. Bei der Aussage "Aber weisst du was... Ich bin eigentlich gar kein Taxifahrer" gingen uns bald die Augen ueber. Fuer eine ganze Weile dachte ich naiv, dass er einfach nett sei, uns trotzdem zu fahren. Als er aber dann sagte, er sei sehr muede, bekam ich es dann doch etwas mit der Angst zu tun. Tom versuchte ruhig zu bleiben, aber ich sah ihm seine Anspannung im Seitenspiegel an. Mit Valentina machte ich einen Schlachtplan aus, wie wir einem etwaigen Ueberfall entgegentreten wuerden. Der Bus sollte 21 Uhr fahren und um 20:30 Uhr waren wir noch nicht einmal in der Naehe. Auf die Frage von Tom, ob der Fahrer den Weg kenne, antwortete dieser: "Ja, ich kenne den Weg. Ich weiss, wo der Bahnhof ist. Ich kenne nur diese Strasse hier nicht." Was zur Hoelle?! Wie sollen wir da je ankommen? Dann musste er tanken. Es stellte sich heraus, dass er so langsam fuhr, weil der Tank fast leer war und Tom prophezeite uns, dass wir wohl ein Hotel suchen muessen. Das Tanken verlief recht schnell und Tom bat nun schneller zu fahren. Aber jedes "schneller" stellte sich als ein "noch langsamer" heraus. Ich sah den Bus schon innerlich von hinten, aber trotzdem war ich sehr ruhig. Keine Ahnung, warum mich hier nichts aus der Ruhe bringt, aber ich dachte mir: "Dann fahren wir halt morgen."
Letztlich fuhr uns der Fahrer bis zur Bustuer und wir kamen um 20:50 Uhr an und alles lief gut. Er war doch vertrauenswuerdig. Welch Erleichterung! Tom sagte, dass das das Angsteinfloessendste sei, was er in seinen vergangenen zwei Jahren, die er in Suedostasien wohnt, erlebt habe. Gleichzeitig ist das aber auch etwas Gutes und es gibt mir das Gefuehl, dass wir ein kleines Horrorerlebnis, das wahrscheinlich dazu gehoert, schon mitgenommen haben.

Heute morgen um 6 Uhr kamen wir dann in Mandalay an, das voellig anders ist als Yangon. Aber dazu mehr, wenn wir mehr erlebt haben. Unser Zimmer ist etwas groesser und das Royal Guest House ist generell groesser (in Yangon waren es etwa 6 Zimmer und hier jetzt rund 30). Es gibt aber keine Klimaanlage mehr, sondern nur noch Ventilatoren. Und das, wo Mandalay normalerweise nochmal gute 4/5 Grad mehr als Yangon hat. Heute sind zum Glueck aber nur 37, weil es gestern einen Sturm gegeben hat.


Im Moment steht mir persoenlich der Sinn zumindest mehr nach Erkundigungen als nach Arbeit, aber das kann wohl jeder verstehen.

// ling

PS: Vielen Dank fuer all eure Kommentare. Wir sind jedes Mal auf's Neue gluecklich von euch zu hoeren (:

PPS: Wir haben viele lustige Bilder, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Aber die Verbindung ist so schlecht, dass wir sie nicht hochladen koennen ): 

8 Kommentare:

  1. Jetzt musste ich kurz googlen was mingalaba ist (ich dachte zuerst es sei ein Ort und Wollte sehen wo), aber es heißt ja einfach nur Hallo oder so ;) ich sage auch Hallo!!
    Passt gut auf euch auf und genießt die Zeit, ihr Nasen. Hoffentlich wars das letzte grusel-Erlebnis. Mit Horror-Taxifahrern ist nicht zu spaßen, sag ich immer!
    Wir vermissen euch :*

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  2. heute bin ich erst an e's und dann an valentina's zu Hause vorbei gefahren :/ es ist schön zu hören, dass ihr so viele Dinge erlebt, die euch den Atem rauben! vermisse euch!

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  3. Falls es euch mal wieder zu heiss ist, denkt an Titisee am 12.Mai: 1° ... und Schnee könnte auch noch kommen ;-)

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  4. Hi, habe mir jetzt alle eure Erlebnisse mal durchgelesen und bin beeindruckt.
    Bei der Taxifahrt wäre ich ja nicht so ruhig geblieben - aber wahrscheinlich kann man in so einer Situation auch nicht viel anderes machen.
    Jetzt bin ich sehr gespannt, wie es euch bei der Arbeit ergehen wird.
    lg
    Sabine

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  5. liebes elisenkind und liebes valentinenkind, schön zu hören, dass es euch gut geht und dass ihr euch gut zurechtfindet und auch schon nette und interessante leute kennengelernt habt!
    ich hoffe, dass euer erlebnis mit dem vermeintlichen Taxifahrer das einzige dieser art bleibt!
    also passt fein auf euch auf und schreibt weiter fleißig,was ihr so erlebt!

    ich drück euch ganz fest, koilewoile

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  6. Na ihr Trullas ;)

    ich schau jeden Tag hier vorbei und freu mich immer, wenn ich was neues und spannendes von euch höre!

    musste ein wenig lachen, bei der Vorstellung wie ihr auf diesem Markt rumlauft und dieses Kind konsequent mit seinen 5 Karten immer wieder ankommt und wieder wegrennt...
    so eine Taxifahrt muss man denk ich auch einfach mal er-/überleben ;)

    Wünsch euch noch viel Spaß und freu mich auf die nächste Geschichte!!!

    Liebste Grüße von der Julez :)

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  7. Geiles Bild Ling und die Nudeln sehen MEGALECKER aus ^^
    Julez

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  8. genauso wie ihr euch über unser kommentare freut, freue ich mich immer wieder von euch zu lesen. herrlichtoll.
    diese bilder, allein schon vom bildschirm aus, scheint es alles so "nicht greifbar" und so viel und viel und viel und viel aufeinmal. paat auf eure augen auf, sonst bleiben sie noch irgendwo an einem aus gold gebauten tempel aus ;-)
    küsse.

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