Freitag, 17. Mai 2013

regentage.

So schnell ist unsere erste Arbeitswoche vorbei. Kaum zu glauben, dass wir morgen vor zwei Wochen in den Flieger gestiegen sind. Das kommt mir einerseits super lang her vor, weil wir taeglich so viel erleben und gleichzeitig so kurz, wenn ich daran denke, was es noch alles auf uns zukommt. Jeden Morgen bin ich ueberrascht davon, wie sehr ich mich doch schon hier eingelebt habe und wie gut mir auch dieser einfache Lebensstil gefaellt. Und dann bemerke ich, dass ich mich aber schon in zwei Wochen wieder auf voellig andere Umstaende einstellen muss. Ich denke, Bangkok wird ein Kulturschock, wenn man vier Wochen in Myanmar war. Myanmar ist noch sehr urspruenglich und unberuehrt, da erst seit zwei Jahren Touristen herkommen. Die Touristen sind den Menschen hier noch nicht so ueberdruessig. Wenn ich hingegen an meine Vorstellung von Bangkok denke, sieht das bestimmt ganz anders aus.

Diese Woche laesst sich recht schnell zusammenfassen. Es war zwar einerseits viel los und sowohl Valentina als auch ich sind ziemlich kaputt. Aber grossteilig haben wir uns auf den Unterricht vorbereitet und unterrichtet. Es macht uns aber auch sehr viel Spass.



So haben wir gestern beispielsweise die Geschichte von Aladdin und die Wunderlampe mit den Jungs gelesen und dazu Fragen gestellt. Besonders gut fanden sie, als wir jede Scheu verloren und uns zum Hampelmann machten, um ihnen visuell zu erklaeren, was in der Geschichte passierte. Da lachten sie laut und mir ging das Herz auf. Heute haben wir geuebt, wie man zum Doktor geht und wie man einkauft. Ich bin nun eigentlich nicht gerade geduldig, aber es macht mich irgendwie doch sehr froehlich, ihnen die Vokabeln auch zum fuenften Mal zu erklaeren und dann zu sehen, dass sie die Eselsbruecken benutzen, die wir ihnen vorgegeben haben. Und als wir ihnen gestern zur Belohnung fuer das fleissige Lesen Suessigkeiten mitgebracht haben war die Freude natuerlich besonders gross!
Auch so verbringen wir einen grossen Teil unserer Freizeit auf dem Gelaende des Weisenhauses. Anne versorgt uns zum Mittag und Abendessen und so pilgern wir mehrmals taeglich die fuenf Minuten von unserem Gaestehaus dahin.

Vorgestern wurden wir auf dem Weg zum Kinderheim angesprochen. Auf die Frage, woher wir seien, sagten wir wahrheitsgemaess Germany. Das ist eine der haeufigsten Fragen hier, denn die Einwohner Myanmars nutzen gern die Gelegenheit, mit Touristen ihre Englischkenntnisse zu trainieren. Als Reaktion hoerten wir: "Ah, Deutschland. Da habe ich 15 Jahre lang gearbeitet." Ich war voellig verdutzt und habe eine ganze Weile gebraucht, um zu verstehen, was hier gerade geschah. Es ging so weit, dass ich an meinen englischen Vokabelkenntnissen zweifelte, bis mir auffiel, dass der Mann deutsch mit uns gesprochen hat! Er hat wohl 15 Jahre gemeinsam mit seinem Bruder in Aschaffenburg in einer Metallfabrik gearbeitet, bevor er wieder zurueck nach Myanmar ging. Er stellte sich als Tan, 40 Jahre, vor und lud uns gleich ein, in seiner Garage einen Tee zu trinken. Milchtee habe ich hier lieben gelernt. Von wegen Englischer Tee - die Briten haben so viel aus Myanmar geklaut! Ausserdem bekamen wir eine Frucht zu essen. Er konnte nun nicht sagen, wie diese auf deutsch heisst. Aber das Fruchtfleisch war gelb und es schmeckte etwas sauer und im Nachgang auch scharf. Wenn Ingwer ein Obst waere wuerde es so schmecken.
Dann zeigte Tan uns Photos von seinen vielen Reisen. Er gehoert wohl zu einem der wenigen besser betuchten hier. Und seine Schwaegerin liess uns Thanaka ausprobieren. Das Holz eines bestimmten Baumes wird mit einem winzigen bisschen Wasser auf einer Scheibe gerieben und es bildet sich eine gelbe Fluessigkeit. Man traegt diese als Sonnenschutz aufs Gesicht auf. Ausserdem wirkt sie kuehlend und ist als natuerlicher Rohstoff besonders gut fuer die Haut. Zahlreiche Frauen tragen das hier taeglich und verzieren es manchmal zu kunstvollen Malereien. Auch Kinder tragen es gern, doch bei Maennern sieht man es eher selten. Wir hatten recht hohe Erwartungen, aber aufgrund unserer noch immer kaesigen Haut konnte man es bei uns quasi nicht erkennen.

Die letzten zwei/drei Tage hat es geregnet und das die Temperaturen kuehlten auf angenehme 30 Grad herab :D Doch ein Regen in Asien ist natuerlich nicht einfach nur ein Schauer. Es regnete zwei Tage in Stroemen durch und wir konnten eigentlich nur vom Kinderheim zurueck zum Gaestehaus schwimmen. Die Kanalisation ist nicht gut ausgebaut und daher fliesst das Wasser kaum ab. Als wir zurueck im Kinderheim waren, sahen wir, dass der Boden zu einem See geworden ist und mussten uns unseren Weg bis zum Klassenzimmer erkaempfen. Die Kinder sprungen im Wasser herum und freuten sich ueber den Regen.



Doch nun haben wir erst einmal Wochenende. Das Wetter ist wieder sonnig und wir wollen das Umland von Myanmar etwas erkunden.


// ling

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