Montag, 20. Mai 2013

wochenende.

Endlich stand das Wochenende vor der Tuer und ich muss gestehen, dass wir nach einer Woche unterrichten beide ziemlich platt waren. Jeden Morgen zeitig aufstehen und dann volle Konzentration bei mindestens 40 Grad schlauchen sehr und ich habe nicht erwartet, dass ich mich so auf eine Auszeit freuen wuerde. Als Belohnung dafuer goennten wir uns am Freitagabend ein Feierabendbier in einem Restaurant (Bars, Clubs oder aehnliches gibt es in Madalay bisher nicht). Wir wurden von zwei Burmesen angesprochen (der eine in ueberraschend tollem britischen Englisch, der andere eher in gebrochenem Englisch), unterhielten uns ueber Freiwilligenarbeit, Buddhismus und deren Geschaeftsidee, Touristen herumzufuehren an Orte, wo sonst keine Touristen, sondern nur Einheimische sind, um diese finanziell unterstuetzen zu koennen. Eco-Tourism nannten sie das. Wir waren beide sehr begeistert von der Idee. Sie unterbreiteten uns den Vorschlag, uns zu einem Wasserfall zu bringen und fuer 15000 Kyat (etwa 15 Dollar) einen tollen Tagesausflug zu machen. Wir wollten gern ja sagen, waren aber auch aengstlich. Immerhin haben wir die beiden gerade erst kennengelernt. Wir setzten uns also hin, liessen uns alles haarklein erzaehlen, machten Photos von saemtlichen Ausweisen (sie beide waren lizensierte Tourguides) und liessen uns sogar ein Schriftstueck an den Manager unseres Hotels schreiben. Man kann ja nie wissen! Und wir dachten uns, sollten wir verloren gehen, weiss zumindest jemand, wo wir sind.
Am Ende des Abends hatten wir uns auf alles geeingt, waren recht gut angetrunken und ich bekam noch ein schwarz-gelbes Whiskey T-Shirt geschenkt. Es solle mir Glueck bringen, hiess es.
Mit Glueck im Herzen und voellig positiver Stimmung gingen wir ins Gaestehaus und liessen uns ins Bett fallen.


Aus dem Plan, nun aber auch einmal auszuschlafen, wurde allerdings nichts, denn am Samstag wollten wir nach Mingun. Dafuer mussten wir zeitig aufstehen, denn zu erst einmal mussten wir zum Hafen kommen. Mit einem Fahrradtaxi fuhren wir in 20 Minuten dahin und kauften uns eine Bootsfahrtkarte, um ueber den Ayeryarwady in das kleine Dorf noerdlich von Mandalay zu schippern. 


Als wir dort ankamen, waren unsere Erwartungen sehr hoch: Es lockten verschiedene Pagoden, die Ruine der unvollendeten Mingun-Pagode, das Haus mit der größten intakten Glocke der Welt und diverse Moenchskloster. 


Besonders beeindruckend fand ich das alles aber nicht und vielleicht waren auch einfach die Erwartungen zu hoch. Es war nett, in der Glocke zu stehen und die unvollendete Pagode war auch sehr beeindruckend. Aber dennoch war es alles in allem eher mau. Ausserdem war die Stadt furchtbar staubig und da es ein besonders heisser Tag war (man kann kaum glauben, dass es tatsaechlich noch Steigerungen gibt), war es furchtbar muehsam, uns durch das Dorf zu schieben. Ausserdem wurde man von jedem zweiten Einwohner angesprochen, ob man x und y kaufen wolle. Die Menschen da leben vom Tourismus und das finde ich voellig okay. Nach einer Weile fand ich es aber nur noch anstrengend, dass auf jedes "nein" unsererseits noch fuenf Mal die Frage folgte, ob wir dies oder jedes nicht doch kaufen wollen wuerden. Natuerlich, ich sage jetzt nein und in zwei Sekunden ja. Ganz klar. Toll war allerdings, als wir zum Schluss dann noch mit den Fuessen im Ayeryarwady standen. Das kuehle Wasser war sehr erfrischend und wer kann schon von sich behaupten, in diesem Fluss gestanden zu haben.

Die Rueckfahrt war sehr angenehm und wir lehnten uns entspannt in den Korbsesseln zurueck.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Gaestehaus gingen wir stromern, schlenderten ueber einen Markt und landeten schliesslich auf einem Markt fuer Lebensmittel. Noch nie zuvor habe ich solche Mengen an Chilli, Knoblauch und Zwiebeln gesehen! Aber auch getrockneter Fisch, Gaensefuesse und Obst zaehlten zum Repertoire. Es gab so viele Gerueche, so viele Farben. Es war vollkommen faszinierend und die Stimmung dort war einfach atemberaubend.
Auf dem Rueckweg aber verliefen wir uns ein bisschen, obwohl die Strassen hier alle besonders einfach zu verstehen sind (sie haben das amerikanische System, in welchem die Strassen alle Nummern haben und so kann man sich sehr schnell zurechtfinden). Als Strafe dafuer gab es bei uns beiden einen dicken Sonnenbrand.

Am Abend waren wir noch lecker essen (Valentina ass Nudeln und Gemuese und ich bestellte mir einen Fisch, weil ich den ganzen Tag solches verlangen danach hatte. Ich erhielt eine riesige Forelle, fuer die man in Deutschland sicher 13 Euro bezahlt. Mich kostete sie etwa 2,60 Euro und es war eines der besten Essen hier, das ich bisher gegessen habe) und gingen dann schlafen, um Kraft fuer den folgenden Tag zu tanken.



Am Sonntag nun stand unserer grosses Abenteuer an. Nachdem wir noch einmal mit unserem Manager sprachen und unsere Paesse, Kreditkarten und aehnliches im Gaestehaus abgaben, ging es um 9:15 Uhr mit den Mopeds los. Versprochen wurde uns eine 45 minuetige Fahrt. In tatsaechlichen 2 Stunden fuhren wir dann durch Mandalay, aus der Stadt heraus, unter Baeumen und an Maerkten vorbei. Der Weg fuehrte uns ueber eine Landstrasse zwischen den Bergen entlang und vorbei am Myitnge Fluss, bevor wir schliesslich an einer Art Raststaette ankamen, wo zahlreiche Autos und Mopeds der Einwohner standen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon voellig beeindruckt und einfach hingerissen von der Landschaft. Es war beeindruckend schoen und machte mich innerlich sehr gluecklich. Selten habe ich so eine schoene Aussicht genossen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause von der langen Fahrt ging es dann zu Fuss weiter. "Wir werden ein bisschen klettern", wurde uns gesagt. Die beiden Maenner trugen wie alle anderen Einheimischen Flip Flops und wir hatten unsere Wanderschuhe an. Und zum Glueck! Gott, war das steil und anstrengend. Wir mussten oft pausieren und kurz Luft holen. Der Schweiss lief in Stroemen.



Wir kamen nach 45 Minuten klettern an einem wunderschoenen Wasserfall an. Das Wasser war tuerkisfarben und total klar. Wir waren voellig fertig, aber es hatte sich gelohnt.




Der Weg war unglaublich steil, kein Wunder, dass keine Touristen hierher kamen, denn es war schon gefaehrlich und die drueckende Hitze machte es noch zusaetzlich anstrengend. Da wir allerdings keinen Weg hinunter fanden, wurden wir gefragt, ob wir zu einem anderen Wasserfall gehen wollen, wo aber auch mehr Menschen sein wuerden. Wir willigten ein. Auf dem Weg dahin fanden wir noch eine Hoehle und oftmals standen kleine Buddhastatuen im Gebuesch.
Schliesslich kamen wir an dem Wasserfall an, von dem uns auch zwei Abende davor berichtet wurde. Dort gab es ein kleines, offenes Haus, in dem der Betreiber wohnt und eine Art Lokal betreibt. Auf der gegenueberliegenden Seite konnte man unter einem Bambusdach sitzen und sich ausruhen. In der Mitte war ein wunderschoener Gebirgssee mit klarem, tuerkisfarbenem Wasser. Viele Menschen waren da, um sich einen Tag lang erholen zu koennen und sich zu erfrischen. Auffallend war allerdings, dass es dort keine Tourististen gab, nur Einheimische. Und sie sahen uns von weitem, riefen "Hallo!", machten Photos von uns und laechelten uns wie gewoehnlich freudig an.



Nach dem anstrengenden Abstieg setzten wir uns unter das Bambusdach und assen Reis mit Omelette. Ploetzlich standen eine Flasche Bier und Whiskey auf dem Tisch. Valentina und ich schauten uns an. Wir erinnerten uns an das Gespraech mit unserem Manager, der uns sagte, dass wir dem Guide schon vertrauen koennten, er kenne ihn, dass wir aber darauf achten sollten, dass er nichts trinkt. Ganz klar, er muss ja auch noch fahren. Und wir wussten einfach nicht, wie wir reagieren sollten. Wir konnten ihnen schlecht etwas verbieten, wo wir immerhin Mitten im Nirgendwo auf die beiden angewesen waren. Wir fragten vorsichtig, ob das wirklich noetig sei, denn immerhin wollen wir keine betrunkerenen Fahrer. Aber die beiden meinten nur, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, sie trinken einfach ein bisschen und schwimmen und dann ist alles wieder weg. Keine Sorgen? Aeh, doch, sehr! Es waren waehrend der Stunden, die wir da sassen, immerhin zwei 0,8er Flaschen Bier und eine 0,4 Flasche Whiskey. Und Valentina und ich waren schon sehr veraengstigt. Aber was fuer eine Wahl hatten wir?
Wir versuchten uns dann einfach etwas zu entspannen und gingen auch ins Wasser. Das Wasser war angenehm kuehl und es tat so gut, ein bisschen zu schwimmen und das kuehle Nass und die Sonne zu geniessen. Ich fuehlte mich sehr besonders, weil wir an einem Ort waren, an den man sonst nicht so einfach kommt. Auch war ich eine Zeit lang sehr sentimental, weil ich mich daran erinnerte, dass ich in der Dominikanischen Republik an einem aehnlichen Ort war. Nostalgische Kindheitserinnerungen. Dennoch war es ein besonderes Erlebnis, weil dort Touristen sonst eben nicht hinkommen und ich das Gefuehl hatte, als waeren wir in ein grosses Geheimnis eingeweiht wurden. Wir haben etwas gesehen, was nur wenige sehen und das machte das Abenteuer zu einem Highlight. Es war mit viel Risiko verbunden, aber das war es wert.

Der Abstieg war wesentlich einfacher, allerdings merkten wir auch, dass unsere beiden Guides viel lustiger waren und eine menge Quatsch erzaehlten. Bei den Motorraedern angekommen, fragte Valentina, ob sie wirklich fahren koennen wuerden. Sie konnten gerade ueber auf einem Strich laufen und wir schaetzten, dass sie wohl oft viel trinken und erneut war der Hauptgedanke, was wir fuer eine Wahl haben.
Ich muss gestehen, dass ich mich schon sicher auf dem Moped gefuehlt habe. Mehr, als ich erwartet hatte. Dennoch klebten meine Augen auf der Strasse und ich betete, heil im Gaestehaus anzukommen.

Auf dem Rueckweg machten wir an einer Mangoplantage Halt. Wir konnten vier verschiedene Sorten kostenlos probieren und sie waren so lecker! Nicht zu vergleichen mit den Mangos in Deutschland. Valentina kaufte fuenf Stueck fuer 1000 Kyat - und das ist der teure Auslaenderpreis!
Wir wurden eingeladen, bei dem einen der beiden mit zu Abend zu essen, was furchtbar nett war. Sie laden wohl des oefteren Freunde ein und ich kann mir vorstellen, dass das schon ein toller und lustiger Abend gewesen waere. Aber wir zum einen mussten wir uns noch auf den Unterricht am Montag vorbereiten und zum anderen wollten wir nicht betrunken nach Hause gefahren werden. Daher lehnten wir ab.

Ich denke schon, und Valentina ist der gleichen Meinung, dass beide hinter dem stehen, was sie sagen. Vor allem die Eco-Tourism Geschichte hat Hand und Fuss und ich vertraue darauf, dass sie ehrlich sind und meinen, was sie sagen. Sie haben es uns immerhin an diesem Tag bewiesen. Es war ein toller Tag und ich bin sehr dankbar dafuer, dass wir diese grossartige Erfahrung machen konnten. Wann hat man schon die Gelegenheit dazu. Aber die Alkoholgeschichte hat uns beiden doch etwas Sorgen gemacht und im Nachhinein betrachtet war das auch wirklich alles andere als klug. Aber der Tag war wundervoll und das positive Gefuehl ist das, was bleibt. Am Abend lag ich im Bett, voellig erschoepft, aber auch vollkommen gluecklich.

// ling


PS: Das Bilder hochladen gestaltet sich erneut als schwierig. In dem einen Internetcafe macht es der Rechner nicht mit, in dem anderen die Verbindung. Das finde ich wirklich sehr schade, weil es so vieles gibt, was wir euch gern zeigen wuerden, aber so bleiben nur diese Zeile und ich hoffe, dass ihr euch trotzdem ein Bild machen koennt.



PPS: Von vielen bekamen wir schon die Nachricht, dass sie den Blog gern kommentieren wuerden, es aber nicht funktioniere. Es geht ganz einfach: Klickt unter dem jeweiligen Beitrag auf "(Keine) Kommentare", tippt ein, was auch immer ihr uns mitteilen wollt. Dann unter "Kommentar schreiben als" entweder euer Google Konto auswaehlen (vorher einloggen), "Anonym", aber dann im Kommentar bitte den Namen nicht vergessen (: oder "Name/URL" und dann den Namen eingeben, URL kann frei bleiben.

3 Kommentare:

  1. Wünsch Euch eine interessante, lustige Schulwoche mit den Boys :) Paßt weiter auf Euch auf!!! Und danke für die ausführlichen Reiseinfos, find ich cool!!! Gruß, Peggy <3

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  2. Carmen und Lothar22. Mai 2013 um 17:11

    Mit ganz lieben Grüßen in eine Kulturwelt, die wir nur ansatzweise aus Reiseberichten kennen, knuddle ich euch wie verrückt. Wir stehen immer unter Hochspannung, wenn ein Post von euch eingeht. lesen fasziniert und leiden schon unter Entzugserscheinungen, wenn mal paar Tage nix von euch zu hören ist, Ein Buch darüber könnte ein Bestseller werden, denn selbst auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole - ihr schreibt so plastisch, dass man glaubt, unmittelbar am Geschehen teilzunehmen und fiebert mit. Wow - unsere kleine Veganerin hat eine fette Forelle verputzt! Wir sind stolz auf dich, abr nicht nur wegen dem Fisch. Passt weiter sehr gut auf euch auf und genießt dieses Abenteuer. Dir, unserer lieben Elisa, ein ganz fettes Kussel - in Gedanken sind wir immer bei euch.

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  3. Oh weia - lasst euch nichts andrehen.
    Keine Macht den drogen :D
    Ling, du schreibst sooo toll!Ich hab immer richtige bilder im kopf, wenn ich eure abendteuer verfolge!
    sicherlich war das riskant mit ihnen mitzufahren wenn sie getrunken hatten, aber ab und zu gilt das sprichwort no risc, no fun :D und ihr hätten ja schlecht nach hause laufen können!
    ich bin sehr froh, so oft zu lesen, wie glücklich du bist!
    ich wünsche euch eine wundervolle zeit!

    PS: ausschlafen ... pah ... raus mit euch - alles erkunden :D

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