Donnerstag, 8. August 2013

am ende einer reise.

Bilder folgen, sobald ich daheim bin. Hier sind die Moeglichkeiten gerade wieder sehr begrenzt.

Wir verbrachten ein ruhiges Wochenende in Samroang. Sehr ruhig. Alle anderen Voluntäre sind weggefahren und so hatten wir nichts zu tun außer zu Lesen und zu Schlafen. Das Highlight war, als wir am Sonntag ein Eis essen gingen.

Mit neuen Voluntären begann die letzte Woche. Am Montag schafften es Valentina und die anderen die Straße fertigzustellen und pinselten voller Freude unsere Namen in den halb trockenen Zement.
Als am spaeteren Abend der Strom ausfiel wunderte sich keiner. Wir waren Stromausfaelle immerhin gewoehnt. Doch als ich am naechsten Morgen aufwachte und der Ventilator noch immer aus war und wir auch noch immer kein fliessendes Wasser hatten, fand ich das schon etwas seltsamer. Aber gut, was will man machen. Also angezogen und die ganze Truppe schwing sich auf Fahrraeder, denn fuer den Vormittag fuhren wir zu den Reisfeldern, um ein Feld anzupflanzen. Das Ganze dauerte gute zwei Stunden und war ziemlich interessant - fuer mich allemal, denn aufgrund meiner Rueckenprobleme taenzelte ich die ganze Zeit um das Feld, beobachtete die anderen und hatte etwa neun verschiedene Kameras, um auch etwas zu tun zu haben. Zwei Stunden vornuebergebeugt dazustehen waere sicher nicht so von Vorteil gewesen.
Als wir danach zurueck zum Homestay kamen war der Strom noch immer nicht wieder da. Ich schnappte mir einen grossen Eimer und befuellte ihn am Wasservorrat. Mit einer Taschenlampe und einer Tasse bewaffnet ging ich in unser stockdusteres Badezimmer um zu duschen. Und ich muss sagen, dass es eine wahnsinnig spannende Erfahrung war - ich loeschte die Lampe und schloss meine Augen, tastete um mich nach Shampoo und Duschbad und Tasse und bekam es auf die Reihe. Mich einfach mal nicht auf meine Augen verlassen zu koennen war definitiv ein ganz neuer Einblick.
Natuerlich gingen kurz nach meiner Dunkelbekanntschaft Strom und Wasser wieder an, aber ich bin dennoch froh, es so gehandhabt zu haben.

Am Mittwoch wechselten Valentina und Lenie zu einem anderen Projekt, da im Kinderheim nichts zu tun war. Lenie hatte, gemeinsam mit zwei Hollaenderinnen, Geld gesammelt, um eine Bibliothek zu bauen und da der Bau wahnsinnig schnell voranschritt, konnten Valentina und Lenie beginnen diese zu streichen.
Da die Kinder im Kinderheim nach den beiden fragten, beschlossen Melanie und ich einen Ausflug mit den Kleinen zu machen. Donnerstagmorgen trommelten wir alle Kinder zusammen und spazierten mit ihnen zu dem Schulprojekt, in dem Lenie und Valentina halfen und bei dem auch ich schon einen Vormittag zwei Wochen zuvor unterrichtet hatte. Die Kinder freuten sich und hatten eine tolle Zeit. Valentina belohnte sie mit Eiscreme. Und nachdem Valentina und Lenie fuer den Nachmittag zurueck ins Kinderheim kamen, fuehrten wir alle gemeinsam die grossen Kinder, die am Morgen nicht mit dabei waren, ebenfalls zu einem Becher Eis aus.
Es schien ein Tag voller Feiern zu sein, denn kaum kamen wir am Homestay an, sahen wir, dass Mrs. Net uns ein Festmahl mit Fisch und Suppe, Mangos, unterschiedlichem Reis und noch vielem mehr gezaubert hat. Es war immerhin unser letztes gemeinsames Abendessen. Nach dem Essen stiessen wir mit Bier an und lachten gemeinsam bis in die tiefe Nacht. Ich habe ein grosses Realisationsproblem (dass ich nach Asien fliegen wuerde realisierte ich erst, als ich schon eine Woche in Myanmar war), aber der Gedanke, dass nun langsam alles endet und wir so in dieser Form nicht mehr zusammensitzen wuerden, obwohl wir vier Wochen miteinander lebten, war schon ein sehr merkwuerdiger. Irgendwie falsch. Und wo ich die ganze Woche im Gedanken an zu Hause etwas Warmes und Troestliches empfand, war ich ploetzlich voller Traurigkeit. Wer wollte schon nach Hause, wenn er in Kambodscha sein konnte?!

Aber all das half nichts - der letzte Gang zum Kinderheim stand bevor. Wir in der Woche davor Lily so wurden auch wir mit Blumen und jubelnden Rufen empfangen. Wir verbrachten den Tag damit, mit den Kindern zu spielen und einfach so unbeschwert wie moeglich zu sein. Die letzten Stunden moechte man immerhin in Freude geniessen. Doch alle Verdraengung hals nichts und wir mussten irgendwann den Heimweg antreten. Die Kinder verteilten ihre letzten Zeichnungen und sagen uns ein Lied - Good bye, my friend, see you again (Auf Wiedersehen, mein Freund, wir sehen uns wieder). Der Damm war fuer mich schon lange vorher gebrochen, doch spaetestens dann brach ich voellig in Traenen aus. Auch viele der Kinder weinten bitterlich. Die Umarmungen zum Schluss waren herzlich, aber irgendwann war der Moment erreicht, als wir nur noch weg wollten. Zu schmerzlich war es weiter dazubleiben.

Als dreizehn Uhr die Taxis kamen, um uns ein letztes Mal nach Siem Reap zu bringen, wollte keiner so richtig einsteigen. Aber alles Warten half nichts und irgendwann ging die Fahrt los. Ich wollte nicht schlafen. Ich schaute aus dem Fenster und versuchte jedes letzte bisschen Kambodschas in mir aufzunehmen und immer wieder kullerten Traenen. Zu viele Abschiede. Zu viel zu vermissen. Zu viele tolle Bekanntschaften und drei Monate, die zu schnell vorbei waren.
Doch der Abend in Siem Reap war toll. Wir kehrten in unser Stammlokal ein, schlugen uns die Baeuche voll und ploetzlich standen Mr. Ya, Mr. Ear, Mrs. Net und noch einige andere aus Samroang vor uns und wir tranken und lachten. Der Abend endete in der Angkor What? Bar und ich wuerde dies als einen glorreichen Abschluss bezeichnen.

Der Samstag gehoerte ganz unserem kleinen Quartett - Valentina, Lenie, Melanie und ich gingen zuerst ins Spa und dann assen wir etwas und versuchten unsere letzten Minuten auszukosten. Melanie musste als Erste gehen und es war einfach seltsam. Am Abend waren wir nur noch zehn Voluntaere. Lange blieben wir aber nicht, da Valentina und ich am naechsten Morgen zeitig aufstehen mussten, um mit dem Bus nach Phnom Penh zu fahren.
Nach zahlreichen Geschichten ueber gestohlenes Gepaeck und dergleichen graute es uns vor der Fahrt, doch alles verlief reibungslos und wohlauf kamen wir in der kambodschanischen Hauptstadt an.
Sonntag streunerten wir nur ein bisschen und schauten uns das Unabhaengigkeitsdenkmal an. Zum Abendessen waren wir mit Kate verabredet. Sie war aus unserer Truppe in Samroang und ist nun gemeinsam mit Freunden in Suedostasien unterwegs. Schoen, sich nach so kurzer Zeit wiederzusehen.

Am Montag standen uns die Killing Fields bevor. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Stätten, an welchen bei politisch motivierten Massenmorden bis zu zwei Millionen Menschen durch die kommunistischen Roten Khmer umgebracht wurden. Ich kann mich nicht daran erinnern, darueber je etwas in der Schule gelernt zu haben, doch nach dem Besuch dort kann ich Kambodscha viel besser verstehen. Es ist unendlich traurig. Man wandelt alleine durch das Areal und laesst sich via Audioguide die Geschichte erzaehlen. Dadurch, dass ich so abgeschottet war, wirkte das Ganze wohl noch bedrohlicher und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie traurig und fertig mich das alles macht.
Das Ende unserer Tour sollte eigentlich ein Museum darstellen, doch ploetzlich fuehlte sich Valentina gar nicht mehr gut. Zurueck im Hotel sahen wir, dass sie hohes Fieber hat. Nach einigen Ueberlegungen fuhren wir noch am selben Abend in die Naga Klinik. Ihr wurde Blut abgenommen. Als wir am naechsten Tag wiederkamen, teilte uns der franzoesische Arzt mit, dass es sich ziemlich wahrscheinlich um Dengue Fieber handelt. Es wird aehnlich wie Malaria durch Mosquitos uebertragen, kann aber nicht durch Impfungen verhindert werden und auch dagegen kann man nichts tun. Nur viel, viel trinken und das Fieber mit Paracetamol unten halten.
So verbrachten wir nun die letzten Tage im Hotel, Filme sehend und immer wieder zur Klinik fahrend. Valentina meinte, ich koenne die Stadt auch alleine erkunden, aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Nachdem das Fieber gestern konstant niedrig war, ist es heute wieder angestiegen und verstaendlicherweise graut es ihr vor unserem Rueckflug in wenigen Stunden. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam gut durchstehen koennen. Das ist nicht das Ende unserer Reise, das ich mir fuer sie vorgestellt hatte ):
Daumen druecken fuer den Rueckflug!

// ling

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen